Der Heilige Cock oder: Das Vermächtnis des Tre­beta, Teil II

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Der Heilige Cock oder: Das Vermächtnis des Tre­beta, Teil II Viele Menschen in Trier halten sich an das Elfte Gebot und sagen die Wahrheit. Aber ein paar Pfiffiküsse können ihr Lügen und Betrügen partout nicht lassen. Es geht ihnen um Macht oder um Geld – am besten von beidem, so viel wie möglich, sofort. Das […]

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Beschreibung

Der Heilige Cock oder: Das Vermächtnis des Tre­beta, Teil II

Viele Menschen in Trier halten sich an das Elfte Gebot und sagen die Wahrheit. Aber ein paar Pfiffiküsse können ihr Lügen und Betrügen partout nicht lassen. Es geht ihnen um Macht oder um Geld – am besten von beidem, so viel wie möglich, sofort.

Das scheint nicht verwunderlich. Es handelt sich, wie erwähnt, um Menschen. Was sich bei diesen Spielchen geschieht, muss man nicht erfinden. Die beste Autorin aller Zeiten ist die Wirklichkeit und sie lie-fert eine Geschichte nach der anderen.

Ich schreibe einige davon in diesem Buch auf, damit andere Menschen sie lesen können. Ob Sie dem Schreiber glauben ist unwichtig. Die Wirklichkeit existiert, ob Sie daran glauben oder nicht.

Der Heilige Cock oder: Das Vermächtnis des Tre­beta, Teil II – nachfolgend ein Auszug:

0. Einleitung

Guten Tag, liebe Lebewesen. Ich wurde 1972 getauft, kam 1981 zur Kommunion, wurde 1986 gefirmt und war bis 1992 Messdiener. In dieser Zeit habe ich viele Geschichten über die Kirche und das Leben als Christ:in gehört. Zwei davon sind mir besonders im Ge­dächtnis haf­ten geblieben.

Unsere Kirchengemeinde war sehr diszipliniert. Was der Pfarrer vorgab, wurde getan. Ich diente oft beim mittwöchlichen Kreuzweg, bei dem der Pfarrer eigentlich nicht hätte anwesend sein müssen. Der Vor­beter sprach deutlich und bestimmt, mit der Routine vieler Jahrzehnte und beging nicht ein einziges Mal auch nur den gerings­ten Fehler. Es war eine bühnenreife Vorführung.

Die Nachbargemeinde N. schien seit jeher weniger vom christli­chen Glauben überzeugt und hatte deshalb einen entsprechenden Ruf. Der Großvater weigerte sich, die heilige Messe in dieser Kirche zu be­suchen, wenn man sonntags beim Sohn zum Essen eingeladen war. Ei­nes Tages, es war nach meiner aktiven Zeit als Messdiener, soll es in N. zu einer sonderbaren Begebenheit gekommen sein.

Während der Wandlung, nachdem der Pfarrer das Kreuzzeichen über Leib und Blut Christi gemacht hatte, trat einer der Messdiener an den Altar. Er griff den Kelch mit dem Blut, roch kurz daran und goss den Inhalt dann auf den Altar – mit folgenden Worten:

«Das ist kein Jim Beam

Die zweite Begebenheit dürfte allen bekannt sein. Im Jahr 1932 wanderte der 1889 in Österreich geborene – Staatenlose sind meist Nieten – Adolf Hitler endgültig in die deutschen Sozialsysteme ein. Der lebenslang römisch-katholische Hitler besaß keinen Schulab­schluss, war aber dafür wenigstens oft obdachlos und konnte auf sei­ne Selbsternennung zum Künstler verweisen – exzellente Voraussetzun­gen für das Führen des größten europäischen Landes.

Herr Hitler ist einer der Hauptverantwortlichen für den Wandel Deutschlands von Republik zu Diktatur, den Angriff auf alle Nachbar­staaten und den Beginn des Zweiten Weltkriegs. Auf seinen Be­fehl wurden außerdem mindestens sechs Millionen Menschen haupt­sächlich jüdischen Glaubens grundlos ermordet. Hitler gilt seitdem weltweit als Personifizierung des sogenannten „Bösen“.

Nun kennen sie die zwei anfangs erwähnten Geschichten. Einer der beiden Hauptdarsteller wurde aus der katholischen Kirche ausge­schlossen. Der andere ist Adolf Hitler.

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Nun möchte ich Ihnen eine dritte Geschichte erzählen. Diese könn­te überall auf der Welt spielen. Es soll bitte als Ausdruck der Wert­schätzung für meine Geburtsstadt verstanden werden, dass ich die Ge­schichte hier in Trier spielen lasse.

Die Handlung ist frei erfunden und dient dem Zwecke der Allge­meinbildung. Es ist meine langjährige Erfahrung, dass viele Men­schen leichter Zugang zu schwierigeren Themen er­halten, wenn die­se in ei­nem humoristischen Gewand präsentiert werden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden Per­sonen, tatsächlich existierenden Orten oder Organisa­tionen wäre rein zufällig. Zufällig. Ganz si­cher. Reinster Zufall. Echt jetzt. Aber hallo! Das wäre ja noch schöner!

Es ist außerdem meine innerste Überzeugung, dass ich als Autor zwei Jobs habe: Job Nr. 1 ist, Menschen zum Lachen zu brin­gen. Wenn ich Job Nr. 1 sehr gut erledige, ist Job Nr. 2 fast schon unter Dach und Fach: Menschen zum Weinen zu bringen.

Dieses Möbelstück lässt sich nicht herstellen, ohne dass ein paar Späne fallen. Vermutlich werde ich mir mehr als einmal auf die Fin­ger hauen. Das gehört dazu. Damit aber Ihre Finger nicht in Mitleiden­schaft gezogen werden, sei folgender Hinweis erlaubt:

Falls ich Ihnen in humoristischem Gewand von einem Skandal er­zähle und Sie regen sich über meine Klamotten auf, nicht aber über den Skandal, sind Sie vermutlich eher Teil des Problems und nicht Teil der Lö­sung, nicht wahr? Aber nun zu unserer Geschichte.

Stellen Sie sich vor, Sie blicken auf ein Schachfeld, bei dem die Fi­guren Ih­nen aus irgendeinem Grund bekannt vorzukommen schei­nen. Würden Sie wirklich glauben, dass sich das Folgende tatsäch­lich so ab­spielen könnte? Immerhin darf die Wirklichkeit – unange­fochten beste Autorin aller Zeiten – darauf verweisen:

1. Man spricht das Ergebnis spirituell (und vermutlich außerdem gesellschaftlich) motivierter Genitalverstüm­melung heilig.

2. Eine mit „Erfahrungen der Gnade“ gesegnete Frau schmeck­te die Vorhaut gut 1200 Jahre später in ihrem Mund, offenbar ohne den geringsten Zweifel an ih­rer Wahrnehmung zu haben.

Die menschlichen Autoren der deutschen Wikipedia-Seite haben es geschafft, die folgende Version an den Sichtenden vorbei in die Wirk­lichkeit zu entlassen. Es folgt das Kapitel „Geschichte“:

«Die Reliquie der heiligen Vorhaut soll Papst Leo III. von Karl dem Großen anlässlich seiner Kaiserkrönung am 25. Dezember 800 in Rom geschenkt worden sein. Karl wiederum soll sie von einem Engel oder von der Kaiserin Irene von Byzanz bekommen haben. Die heilige Vorhaut wurde zusammen mit anderen Reliquien in der Kapelle Sanc­ta Sanc­torum im Lateran aufbewahrt.

Während einer ihrer Ekstasen soll Jesus Katharina von Siena als Vermählungsring seine Vorhaut geschenkt haben. Dieser Ring, den angebl­ich nur Katharina selbst hatte sehen können, ziert noch immer den Fingerknochen der Heiligen, der zusammen mit ihrem Kopf in S. Dome­nico zu Siena verehrt wird. Mit dem „unsichtbaren Ring“ am Fin­ger soll sie sich Augenzeugen zufolge ekstatisch am Boden gewälzt und die „spiri­tuellen Umarmungen Jesu“ genossen haben. Der spanische Jesuit Alfon­so Salmerón (1515–1585), einer der ersten Schüler des Ignatius von Lo­yola (1491–1556), dichtete:

„Jesus schickt seinen Bräuten den fleischlichen Ring des höchst kost­baren Präputiums. Der Hersteller ist der Heilige Geist, seine Werkstätte ist Marias reinster Schoß. Das Ringlein ist weich!“

Der vatikanische Gelehrte Leo Allatius (ca. 1586–1669) vertrat in seiner Schrift De Praeputio Domini Nostri Jesu Christi Diatriba die Ansicht, dass es sich bei den 1610 neu entdeckten Saturnringen um die Vorhaut des Herrn handeln müsse, die mit Jesus in den Himmel aufge­fahren sei und sich in dieser Gestalt dem irdischen Betrachter zeige.

Der Legende nach soll die Reliquie beim Sacco di Roma 1527 von ei­nem beteiligten deutschen Söldner gestohlen worden sein, der wieder­um auf dem Rückzug nördlich von Rom von Graf Anguillara festge­nommen und in der Burg von Calcata gefangengehalten wurde. Der Soldat soll das Reliquiar in seiner Zelle versteckt haben, wo es erst 30 Jahre später wiedergefunden und seither in der Pfarrkirche des Ortes aufbewahrt wur­de. 1584 gewährte Papst Sixtus V. einen Ablass für das Pilgern nach Cal­cata. Der Bischof von Poitiers erkannte 1856 nach zweijähriger Prüfung die dort aufbewahrte Vorhaut für echt und rief eine Lotterie ins Leben, um eine standesgemäße Kapelle für das Prachtstück bauen lassen zu kön­nen. Die heilige Vorhaut wurde regel­mäßig bis 1983 bei Prozessionen öf­fentlich gezeigt; 1983 verschwand sie unter ungeklärten Umständen. Der britische Fernsehjournalist Mi­les Kington versuchte im Jahr 1997 ver­geblich, die heilige Vorhaut zu finden.

Auch die Abtei Charroux führte den Besitz der Reliquie auf Karl den Großen zurück. Papst Innozenz III. weigerte sich, deren Authenti­zität anzuerkennen.

Eine Reliquie der heiligen Vorhaut tauchte im Jahr 1112 in Antwer­pen auf. Nach einem feierlichen Einzug in die Liebfrauenkirche, wo man eigens eine Kapelle errichtete, sagte der Bischof von Cambrai, drei Bluts­tropfen seien von ihr gefallen. Zu Ehren der Vorhaut wurden wöchentli­che Hochämter veranstaltet und 1426 die exklusive Bruder­schaft „van der heiliger Besnidenissen ons liefs Heeren Jhesu Christi in onser liever Vrouwen kercke“ eingerichtet. Diese Reliquie ging beim Bil­dersturm von 1566 verloren.

Katharina von Valois bat im Jahr 1421 ihren Mann, König Hein­rich V. von England, ihr diese Reliquie zu verschaffen, da deren süßer Duft eine gute Geburt garantieren würde. Die Reliquie wurde in der Ab­teikirche von Coulombs aufbewahrt und verschwand dort während der Französischen Revolution.

Auch das Kloster Andechs beanspruchte im Mittelalter, im Besitz der heiligen Vorhaut zu sein. Ebenso soll das Hildesheimer Marienreli­quiar eine solche Reliquie enthalten.»

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Ich liebe den Geruch von Religionsfreiheit am Morgen. Riechen Sie den Duft realer Ereignisse verwoben mit fiktiver Handlung? Würden Sie glauben, dass heute 57 Heilige Cocks gezählt werden? Würden Sie wirklich glauben, dass sich das Fol­gende so abspielen könnte? Hat der Glaube jemals messbaren Einfluss auf Geschehen außerhalb Ihres Kopfes gehabt?

Zusätzliche Informationen

Gewicht 0,300 kg
Größe 21,6 × 14,8 × 1,3 cm
Seiten

50